Eine Million Euro verspielt: Vereins-Obfrau vor Gericht

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Eine Million Euro verspielt: Vereins-Obfrau vor Gericht

LINZ. Spielsucht: Gehbehinderte Frau soll Sozialvereins-Konten geleert und das Land Oberösterreich betrogen haben - Prozess startet heute.

Eine knappe Million Euro soll die 40-jährige ehemalige Obfrau eines inzwischen aufgelösten Vereins für Menschen mit Behinderungen von Vereinskonten abgezweigt und an Online-Wettanbieter überwiesen haben, um ihre Spielsucht zu finanzieren.

Die Angeklagte muss sich heute wegen Untreue und schweren Betrugs vor Gericht in Linz verantworten. Die Gesamtschadenssumme beträgt laut Anklage 2,4 Millionen Euro. Auch ihr Freund (44) muss als Komplize auf der Anklagebank Platz nehmen. Als Geschädigte gelten zwei Vereine sowie die Sozialabteilung des Landes Oberösterreich als Subventionszahler.

Der 40-Jährigen drohen bis zu zehn Jahre Haft, dem Lebensgefährten, dem Geldwäsche und Beweismittelfälschung vorgeworfen werden, bis zu drei Jahre. Das Paar ist geständig, das Urteil soll schon heute fallen.

Die Frau hatte mit ihrem Verein ein Projekt betreut, in dem es um persönliche Assistenz für Menschen mit Beeinträchtigung ging. Dafür soll sie der Abteilung Soziales beim Land jahrelang manipulierte Abrechnungen vorgelegt und so von April 2014 bis September des Vorjahres 766.000 Euro zu viel an öffentlichen Förderungen kassiert haben. Auch für Leistungen ihres Lebensgefährten als persönlicher Assistent soll sie knapp 18.000 Euro ungerechtfertigt abgerechnet haben.

Drei Autos angeschafft
Der 40-Jährigen wird zudem vorgeworfen, jene zwei Vereine, denen sie vorstand – dem Sozialverein und einem weiteren zur "Enthinderung der Sexualität" – um insgesamt 1,65 Millionen Euro geprellt haben, indem sie seit 2011 private Anschaffungen von den Vereinskonten beglich und sich von dort auch Geld auf ihre privaten Konten überwies. So soll sie mit dem illegal erworbenen Vermögen auch einen Ford Focus, einen VW Touran und einen Mercedes Benz V 250 gekauft haben.

Angeblich fielen die Überweisungen nicht auf, weil die Rechnungsprüfer nur sehr beschränkten Einblick bekamen. So sei beispielsweise auf Online-Banking-Ausdrucken der Empfänger nicht sichtbar gewesen, so die Anklage. Der Sozialverein ist mittlerweile insolvent. Als man beim Land Oberösterreich Lunte gerochen und eine Steuerberatungskanzlei mit einer Sonderprüfung beauftragt hatte, soll die Frau mit Hilfe ihres Freundes versucht haben, ihre Spuren zu verwischen. Laut Anklage haben die beiden auf den von der Bank übermittelten Umsatzlisten die Überweisungen an den Wettanbieter gelöscht, bevor sie die Unterlagen an die Prüfer übermittelten.

Prüfer wurden abgemahnt
Das Land hat nach Auffliegen des Falls seine Kontrollen nachgeschärft. Gegen vier Mitarbeiter der Sozialabteilung wurden nach einer disziplinarrechtlichen Prüfung Ermahnungen ausgesprochen. Das Land hat angekündigt, sich als Privatbeteiligter dem Verfahren anzuschließen. Textquelle: nachrichten.at

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