Quargel-Skandal: Ein Landwirt im OÖN Interview

Tagesaktuell

BAD ZELL. Der Skandal um listerienverseuchten Quargel aus der Steiermark weckt nicht nur den Zorn der Konsumenten. August Hackl, Landwirt aus Bad Zell, fürchtet Auswirkungen auf die gesamte Milchwirtschaft.

OÖN:
Sie betreiben im Vollerwerb einen AMA-zertifizierten Betrieb. Was ist Ihre Meinung zum Quargel-Skandal?

Hackl: Das ist ganz schlimm. Es ist eine Frechheit, wenn aus holländischer Milch in Schleswig Holstein Topfen gemacht wird und dieser in der Steiermark verarbeitet und als Hartberger Bauernquargel etikettiert wird. Den Schaden dieses Skandals haben wir alle miteinander zu tragen, weil dadurch das Vertrauen des Konsumenten verloren geht.

OÖN: Wie meinen Sie das konkret?

Hackl: Es zeigt sich jetzt, dass die Kennzeichnung von Lebensmitteln noch immer nicht passt. Daran leidet jetzt die gesamte Branche.

OÖN: Ihre Landwirtschaft ist Mitgliedsbetrieb bei der Agrarmarkt-Austria. Wie sehen bei Ihnen die Kontrollen aus?

Hackl: Zum einen kontrolliert der Tiergesundheitsdienst, der eine Aufzeichnungspflicht für Medikamente verlangt. Da muss man Wartefristen einhalten, die streng kontrolliert werden. Viermal im Jahr kommt der Haustierarzt und begutachtet den Zustand der Kühe und Kälber. Die AMA kontrolliert nach dem Zufallsprinzip. Zum Beispiel werden die Mindestmaße der Liegeboxen ermittelt. Beim Futter achtet man, ob es gentechnikfrei ist. Geschaut wird auch, ob die Tiere offene Ställe haben. Die meisten Kontrollen passieren unangekündigt. Unser Betrieb ist nahezu gläsern.

OÖN: Hatte Ihr Beitritt zur AMA Auswirkungen auf das Betriebsergebnis?

Hackl: Mehreinnahmen gab es keine. Wir haben aber seither die Gewissheit, das unsere Milch gesund ist.

OÖN: Wie viel Milch produzieren Sie und wo wird sie hingeliefert?

Hackl: Wir haben 50 Kühe, die pro Jahr 300.000 Liter Milch geben. Diese wird in die Molkerei Aschbach geliefert, wo sie großteils zu Butter und Käse verarbeitet wird.

OÖN: Wie schaffen Sie es, angesichts fallender Milchpreise wirtschaftlich über die Runden zu kommen?

Hackl: Wir haben das Problem, dass unsere Auflagen immer strenger werden und die Erlöse zurückgehen. Wichtig ist, beim Konsumenten anzusetzen. Man müsste ihm sagen, dass er ein bisschen weniger Lebensmittel einkauft und stattdessen mehr auf die Qualität schaut.

OÖN: Gibt es für Ihren Hof schon einen Nachfolger.

Hackl: Ich habe vier Kinder, da wird sich hoffentlich einer finden, der eines Tages übernimmt.

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